Länderinfo Seychellen
Lage: Die Republik der Seychellen besteht aus ca. 115 Inseln und gliedert sich in 32 Granitsteininseln, die die eigentlichen Seychellen darstellen. Die Inselwelt der Seychellen liegt im Indischen Ozean, ca. 1000 km nordöstlich von Madagaskar und ca. 1600 km von der afrikanischen Küste entfernt. Mahé, Praslin und La Digue zählen zu den inneren Seychellen, die aus kontinentalem Granit bestehen, was eine geologische Einzigartigkeit darstellt. Die Felsformationen prägen u.a. das Bild vieler Strände, die sich dadurch von ihren Konkurrenten in der Karibik oder der Südsee abheben können. Um die drei Hauptinseln befinden sich mehrere kleine Inseln, die teilweise bewohnt, aus Naturschutzgründen unbewohnt sind oder Hotelbetreibern gehören. Zu den äußeren Seychellen Islands gehört die Aldabra-Gruppe (ca. 1000 km entfernt von den inneren Inseln), Alphonse-Gruppe und die Gruppe der Amiranten.
Infrastruktur: Auf der Hauptinsel Mahé liegt mit Victoria (25.000 Einwohner) die einzige Stadt des Landes, die damit logischerweise auch Hauptstadt ist. (Victoria gilt als kleinste Hauptstadt der Welt!) Auf Mahé gibt es ein gut funktionierendes Busnetz, das auch Touristen empfohlen werden kann. Der Busbahnhof liegt (selbstverständlich) in Victoria. Die Busse sind, verglichen mit den Alternativen Taxi und Mietwagen, recht günstig und verkehren nach Fahrplan. Auch auf Praslin fahren Busse, deren aktueller Fahrplan jedoch nicht immer leicht in Erfahrung zu bringen ist. So steht man manchmal stundenlang vergebens an einer Haltestelle. Zudem ist stets Vorsicht angeraten: Nach dem meist langsamen, aber drängelnden und oft schier endlosen Einsteigen der Passagiere (hier wird klar, dass es in Deutschland praktisch gar keine vollen Busse gibt) kann es beim Fahren nämlich nicht schnell genug gehen. Für robuste Nerven hat das ganze einen großen Unterhaltungswert.
Die asphaltierten Straßen auf Mahé sind in exzellentem Zustand und würden manche deutsche Landstraße vor Neid erblassen lassen. Da sie (von Nord-Mahé abgesehen) wenig befahren sind, eignen sie sich auch als Wanderwege. Überhaupt sollte man diese kleine Insel (und die anderen erst recht) vor allem zu Fuß erkunden, denn Mietwagen sind viel zu schnell und deutlich teurer. Zudem erhält man bei Busfahrten im "ländlichen" Bereich schöne Eindrücke vom täglichen Leben der Einheimischen, was für die eine oder andere Wartezeit absolut entschädigt.
Zwischen Mahé und Praslin verkehren Twin Otter-Maschinen der Air Seychelles (ca. 15 Minuten) während La Digue von Praslin aus mit dem Boot erreicht werden kann. Wer die längere Strecke zwischen Mahé und Praslin (oder La Digue) per Boot zurücklegen will, sollte dies auf die Zeit des Nordwestmonsuns beschränken, es sei denn Sie sind ausgesprochen seefest. Alle anderen Inseln sind nur per Flug zu erreichen (siehe Tabelle) Die Flüge sind zwar teurer als die Bootsfahrt, bieten dafür aber teils phantastische Ausblicke.
Auf La Digue gibt es nur wenig befestigte Straßen und Fahrzeuge (fast nur zum Transport). Meist benutztes Fortbewegungsmittel ist das Fahrrad oder der Ochsenkarren.
Allgemeine Inselverbindungen | |||
Mahé - Praslin | 4 | Flug ca. 15 Minuten oder | |
Fähre Cat Coco ca. 1Std. | |||
Praslin - La Digue | 4 | Bootstransfer ca. 30 Min. | |
Mahé - Alphonse | 4 | Flug ca. 60 Minuten | |
Mahé - Bird Island | 4 | Flug ca. 30 Minuten | |
Mahé - Cerf Island | 4 | Bootstransfer | |
Mahé - Cousine | 4 | Helikopter | |
Mahé - Denis Island | 4 | Flug ca. 30 Minuten | |
Mahé - Desroches | 4 | Flug ca. 30 Minuten | |
Mahé - Felicité | 4 | Helikopter | |
Mahé - Frégate | 4 | Helikopter | |
Mahé - North Island | 4 | Helikopter | |
Mahé - St. Anne | 4 | Bootstransfer |
Aktivitäten
Golfen: Zu den Golfplätzen zählt der Golfclub auf Mahé (nahe dem Flugplatz) mit seinem 9 Loch Golfclub und der spektakuläre 18-Loch Golf Platz beim Hotel Lémuria auf Praslin.
Tauchen und Schnorcheln: Es erwartet den Taucher ein sehr vielfältiges Leben unter Wasser mit über 850 Fisch- und Muschelarten. In den Monaten Oktober bis Dezember besteht die Möglichkeit mit Walhaien und Mantas zu tauchen. Die Seychellen sind berühmt für die Begegnungen mit den sanften Riesen, die speziell in dieser Zeit gut möglich sind. Ideale Tauchzeit ist Dezember bis April, wenn das Meer ruhiger ist. Mahe, Praslin, La Digue, liegen auf einem Unterwasserplateau Die Unterwasserwelt der Inner Island ist in ihrer Art einzigartig. Es ist eine gute Mischung aus Tauchen zwischen Korallen und Granitfelsen. Tauchbasen finden Sie auf Mahé in Beau Vallon an der Mare Anglaise, im Plantation Club, im Hotel Beryaja Beau Vallon Bay Hotel, Coral Strand Hotel, auf Praslin im Hotel Paradise Sun Hotel, auf La Digue in der La Digue Island Lodge, auf Alphonse Island, auf Desroches Island, Denis Island, North Island und Frégate Island. Gute Schnorchelmöglichkeiten hat man auf Mahé beim Sun Resort, Fishermann’s Cove Hotel, Hilton Northolme, Anse Soleil Beachcomber Guesthouse sowie auf Praslin beim La Reserve Hotel und auf der vor gelagerten Insel St. Pierre, im St. Anne Marine National Park und Cerf Island.
Strände: Die Strände der Seychellen gehören zu den schönsten der Welt. Von einem Reisemagazin wurde die Grande Anse auf La Digue bereits zum schönsten Strand der Welt erklärt. Da die Seychellen kaum von so verheerenden Stürmen heimgesucht werden wie andere Tropeninseln (man denke nur an Hawaii), können sie zudem mit makellos gewachsenen Palmen glänzen, was sie insgesamt zu einem El Dorado für Modefotografen und Werbefilmer macht. 1987 wurde der Kinofilm „Castaway“ auf den Seychellen, Praslin, Anse Kerlan gedreht. Die Anse Lanzio auf Praslin wurde von Georgio Armani als besten Strand der Welt genannt.
Zu den spektakulärsten Stränden zählen auf Mahé an der Ostküste Anse Pins, Anse Courbes und die Anse Royale. Wer die Einsamkeit sucht kommt an der Südwestküste an der Anse Intendance, der Anse Takamaka, der Baie Lazare, der Anse Soleil und an der Anse La Mouche auf seine Kosten. Die Baie Beau Vallon ist nicht nur bei Touristen beliebt, sondern wird auch gern von Einheimischen besucht. Am Abend bildet die Nachbarinsel Silhouette meistens eine schöne Kulisse für den Sonnenuntergang.
Auf Praslin liegen die meisten Hotels und Gästehäuser im östlichen Teil der Nordküste in der Nähe der langen Anse Volbert, deren flaches Wasser zum Baden im oft sehr warmen Meer einlädt. Neben der Anse Volbert ist die wohl belebteste Bucht, die im Nordwesten gelegene Anse Lazio, an der sich keine Hotels befinden und die per Mietwagen, Taxi, Fahrrad und per Bus zu erreichen ist. Hier bieten sich auch gute Möglichkeiten zum Schnorcheln. Sehenswert, aber zum Baden ungünstiger, ist die im südlichen Westen gelegene Anse Kerlan, von wo man eine gute Aussicht auf die Inseln Cousin und Cousine hat. Die bekannteste Gegend von La Digue und die wohl meistfotografierte der Seychellen sind die Strände hinter dem Pointe Source D'Argent im Südwesten mit ihren prägnanten Felsformationen. Der Eindruck eines menschenleeren Paradieses täuscht: Bei schönem Wetter trifft man durchaus größere Menschenmengen an. Für den Zugang muss Eintritt bezahlt werden. Ruhiger ist es am abgelegenen Südende des Strandes, der Anse Bonet Carré mit dem darin gelegenen Felsblock. Im Südosten der Insel liegen nebeneinander, durch steile Pfade verbunden, die drei Buchten Grande Anse, Petite Anse und Anse Cocos. Die Grande Anse kann man über einen breiten Weg leicht erreichen. Die Anse Cocos ist weitläufiger als die Petite Anse, aber kaum weniger attraktiv, und sie bietet an ihrem Südende ein schönes Plätzchen unter Palmen. Am nördlichen Ende des Strandes türmen sich zum Teil haushohe Granitfelsen, von denen aus man gut die Gischt beobachten kann.
Wandern: Auf Mahé, Praslin und la Digue gibt eine Vielzahl von beschilderten Wanderwegen durch tropische Vegetation zu Gipfeln mit einer grandiosen Aussicht. Das Seychelles Tourist Office in Victoria hält mehrere Hefte zum Wandern bereit, wo die Wanderwege beschrieben sind. Je nach Wanderung, wird man mit grandiosen Aussichten belohnt.
Windsurfen: In den Wassersportzentren in Beau Vallon (Hotel Coral Strand und Beryaja Beau Vallon Bay Hotel) in der Anse Volbert an der Nordostküste Praslins und im Coco de Mer Hotel im Südosten kommen Windsurfer auf Ihre Kosten
Wellness: Besondere Spa Angebote gibt es auf Mahé im Meridien Barbarons und Fishermann’s Cove, Banyan Tree; MAIA, Hilton the Northolme und Beachcomber St. Anne, sowie auf Praslin im Lémuria Resort.
Landschaft: Von 455 qkm Landfläche sind ca. 25 % bewaldet. Die 7 Nationalparks erstrecken sich insgesamt auf einer Fläche von 43,8 qkm, 4 Sonderreservate mit 154,8 km, hierzu zählen auch die beiden Naturkulturerbe der UNESCO. Die Inseln der Seychellen ist ein einziger Garten „ Eden“ mit allen Arten von Pflanzen, die man sich bei einer tropischen Vegetation vorstellen kann. Das Landschaftsbild wird von den tropischen Kosmopoliten bestimmt: Kokospalmen, Kasuarinen und Takamaka-Bäume sind in Küstennähe verbreitet. Man findet auch Mangroven, deren Bestand jedoch seit der Besiedelung deutlich reduziert worden ist. (Sie gehören definitiv zu den einheimischen Arten.) Leider sind, wie erwähnt, die Urwälder aus bis zu 40 m hohen Bäumen, die die bergigen Inseln einst bedeckten, dem Raubbau der frühen Siedler zum Opfer gefallen. Echter Urwald existiert nur noch in den nebligen Hochlagen der Berge. Im Gegensatz zu vielen anderen bewohnten Tropeninseln sind die Seychellen aber immer noch dicht bewachsen. Kahle, sonnenverbrannte Gebiete gibt es hier nicht, dafür (fast) überall üppigste Vegetation. Nur eben auf "Urwald" im Sinne des Wortes muß man weitgehend verzichten. Man findet beispielsweise ausgedehnte Zimtwälder, eine Folge der Verwilderung der seit langem auf den Seychellen kultivierten Gewürzpflanze. Auch Vanille, die bis heute angebaut wird, wächst hier und da in verwilderter Form.
Flora und Fauna: Eine echte Stärke der Seychellen ist ihr recht hoher Anteil an endemischen Tier- und Pflanzenarten, von denen nicht wenige zu den seltensten der Erde gehören. In jedem Reiseführer erwähnt wird beispielsweise die relativ unauffällige insektenfressende Pitcher Plant(Kannenliane), die sich vor allem in den Hochlagen von Mahé findet. Wesentlich spektakulärer wirkt dagegen die Coco de Mer, die größte Palmenart der Welt. Sie hält nebenbei noch zwei weitere Rekorde: Für die großflächigsten (bis 15 qm) Blätter und die schwersten Samen. Eine Nuß kann bis zu 20 kg Gewicht erreichen. Die Coco de Mer von der es männliche und weibliche Exemplare gibt, lebt, von wenigen Ausnahmen auf La Digue und Mahé gesehen, nur noch in einem Tal auf Praslin (ca. 5.000 Exemplare). Es heißt Vallée de Mai und wird parkähnlich verwaltet. Unter den Blütenpflanzen sind gängige Arten die auffälligsten, wie Hibiskus, Frangipani, Bougainvillea oder Begonien. Dafür gibt es auf den Seychellen aber auch verschiedene Lilien- sowie einige seltene Orchideen-Arten.
Tiere: Die Tierwelt der Seychellen hat ebenfalls viele Besonderheiten zu bieten. Da ist zunächst der außerordentliche Fischreichtum der Seychellen-Gewässer, der die Inseln mit ihren intakten Korallenriffen zu hervorragenden Tauch-Revieren macht. Zumindest das Schnorcheln sollte deshalb jeder Besucher unbedingt einmal probieren.
Weniger beliebt sind Kakerlaken und Stechmücken. Erstere, eigentlich überall in den Tropen massenhaft vorhanden, sieht man auf den Seychellen kaum. Dies dürfte allerdings vor allem auf einen großzügigen Umgang mit Insektiziden zurückzuführen sein. Stechmücken gibt es zwar überall auf den Seychellen, aber in erstaunlich geringer Zahl. Nur in der Dämmerung in sumpfigen Gebieten (etwa auf La Digue) kann es mückentechnisch bedingt ungemütlich werden. Die Mücken sind aber recht klein und der Juckreiz hält sich in Grenzen. Die als Malaria-Überträger gefürchteten Anopheles-Mücken gibt es hier nicht. Häufiger als von Stechmücken wird man (an Stränden) von kleinen Sandfliegen heimgesucht.Im Sand jedes Strandes leben unzählige Krebse, die wenn sie nicht gestört werden, nach und nach aus ihren Löchern gekrabbelt kommen. Größere Exemplare kann man vor allem nach Einbruch der Dunkelheit oder an einsamen Stränden antreffen. Die überall an Telefonmasten oder im Unterholz in ihren Netzen sitzenden riesigen, schwarz-gelben Palm-Spinnen sehen gefährlich aus, sind aber völlig harmlos und so wenig schreckhaft, dass sie sich fast streicheln lassen. Ihre Netze sind extrem stark. Sogar kleinere Vögel können sich darin verfangen. Beeindruckend sind auch die daumendicken Tausendfüßler, die ebenfalls harmlos sind. Vorsehen sollte man sich dagegen vor großen Hundertfüßlern, deren Biss giftig ist und böse Wunden verursachen kann. Sie sind aber relativ selten. Außerdem gibt es auf einigen Inseln kleine Skorpion-Arten, die jedoch nicht lebensgefährlich zustechen können. Bei realistischer Betrachtung kann man sagen, dass von der Tierwelt der Seychellen kaum nennenswerte Risiken für Touristen ausgehen. Auch die beiden einheimischen Schlangenarten sind ungiftig. Eine besondere Augenweide sind die vielen Vogelarten der Seychellen, von denen einige extrem selten sind. Das Paradebeispiel ist die Seychellen-Schamadrossel, die nur noch auf Frégate lebt. Da diese Vögel keinen Flucht-Instinkt besitzen, muss die Insel absolut ratten- und katzenfrei gehalten werden, um das Überleben der letzten wenigen Dutzend Exemplare zu sichern. Weniger selten, aber dafür ausgesprochen schön sind die schneeweißen Feenseeschwalben, die pechschwarze Augen und blaue Schnäbel haben, oder die in den warmen Aufwindenan den Berghängen segelnden Tropikvögel. Verschiedene Gebiete der Seychellen stehen heute als Vogelschutzgebiete unter strenger Aufsicht (etwa die Inseln Aride, Cousin oder Bird) und bieten ornithologisch Interessierten Unvergleichlichbares.Nicht unerwähnt bleiben soll schließlich noch die einzige einheimische Säugetierart: der Seychellen-Flughund. Die großen, im Habitus den kleineren Fledermäusen gleichenden Tiere sind in der Dämmerung vielerorts zu sehen und zu hören. Ihre englische Bezeichnung Flying Fox ist recht treffend, denn aus der Nähe sehen sie mit ihrem rotbraunen Fell aus wie kleine Füchse (in Ledermänteln). Sie ernähren sich übrigens ausschließlich von Früchten.
Geschichte
7. - 10. Jh. Vermutlich waren die Araber die ersten Entdecker der Seychellen.
15. / 16. Jh. Die Seychellen erscheinen auf den Landkarten der Portugiesen.
17. / 18. Jh. Die Seychellen werden von Piraten als Schlupfwinkel und
Versorgungsbasis genutzt.
1742 Der Franzose Lazare Picault landet im Auftrag des Gouverneurs der Ile
de France (Mauritius), Mahé de Labourdonnais, auf den Seychellen und
nennt bei der 2. Entdeckungsfahrt
1744 die größte Insel Mahé.
1756 Im Namen von König Ludwig dem XV. wird Besitz von den Inseln ergriffen
und gibt Ihnen der Name Seychellen gegeben.
1770 Erste französische Siedler und afrikanische Sklaven landen auf der Insel.
1814 Die Seychellen werden von Frankreich an England abgetreten.
1835 Abschaffung der Sklaverei.
1903 Die Verwaltung durch Mauritius endet und die Seychellen erhalten Stat einer
Englischen Kolonie.
1970 Die Seychellen erlangen ihre Autonomie.
1976 Die Seychellen erlangen ihre Unabhängigkeit und stehen unter eigener
Regierung. Staatspräsident wird James R. Mancham.
Die Seychellen waren arabischen Seefahrern vermutlich schon seit Jahrtausenden bekannt, bevor sie zu Beginn des 16. Jahrhunderts von den Portugiesen "entdeckt" wurden. Zunächst dienten sie allerdings in erster Linie den berüchtigten Piraten der Region als Unterschlupf. Die erste überlieferte Beschreibung der Seychellen durch einen Europäer stammt aus dem Jahr 1609. Sie wurde von einem Briten verfaßt, der an Bord eines (verirrten) Schiffes der East India Company dorthin gelangt war. Trotz der Begeisterung über den natürlichen Reichtum der Inseln, die aus seinem Bericht sprach ("an earthly paradise"), gerieten die Seychellen für über hundert Jahre wieder in Vergessenheit.
Erst im 18. Jahrhundert begann sich Frankreich für die Inseln zu interessieren und ließ sie 1742 durch einen Seefahrer namens Lazare Picault erkunden. Dieser verlieh der größten Insel später den Namen seines Auftraggebers, des französischen Gouverneurs von Mauritius Bertrand Francois Mahé de Labourdonnais. (De Séchelles war übrigens der Name eines französischen Finanzministers unter Ludwig XV.) Picault war von der überschäumenden Natur der Inseln derart begeistert, daß er Mahé zunächst "Insel des Überflusses" (Ile d'Abondance) getauft hatte. Die inneren Seychellen waren damals noch von einem Urwald aus gewaltigen Baumriesen bedeckt und von zahlreichen Riesenschildkröten besiedelt, die den Seefahrern später (leider) als lebender Proviant dienten.
Der Raubbau an den natürlichen Ressourcen führte bald nach der ersten Besiedelung der Inseln (1770) zur Ausrottung verschiedener Tropenhölzer sowie der heimischen Riesenschildkröten. (Heute auf den Seychellen lebende Exemplare stammen von Aldabra.) Über die Ausrottung der riesigen Krokodile, die ursprünglich in den Flüssen lebten, werden heutige Touristen allerdings geteilter Meinung sein. Jedenfalls war das Leben auf den Inseln zur damaligen Zeit hart, zumal der steinige und steile Untergrund keine nennenswerte Landwirtschaft außer der Produktion von Kokosnüssen und Gewürzen (vor allem Vanille) zuließ. Dies machte die Bevölkerung abhängig von den jeweiligen Exportmöglichkeiten.
Nach langen Streitigkeiten übernahm schließlich England zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Herrschaft über die Seychellen. Daran sollte sich bis zur Unabhängigkeit 1976 nichts mehr ändern.
Bevölkerung Die Bewohner der Seychellen muss man durch ihre fröhliche Art einfach gern haben, aber auch ein bisschen beneiden. Haben sie doch alles, was man sich erträumt; ein herrliches Klima und eine tropische Natur, die reichlich Kokosnüsse, Früchte, Fisch und Gemüse abwirft. Die Seychellois sind nicht gerade ein arbeit liebendes Völkchen; die täglichen Aufgaben werden zwar erfüllt, doch ohne jede Eile und Übertreibung. In ihrer freien Zeit dagegen leben sie auf und zeigen ihre Lebhaftigkeit und Spontaneität, sowie den gegebenen Sinn für Musik und Tanz. Trotz der modernen Einflüsse haben sich die Seychellois ihren traditionellen Lebensrhythmus nicht nehmen lassen. Das Aussehen der Seychellois weicht doch etwas von dem der anderen Insulaner (z. B. in der Karibik) ab. Die Hautfarbe ist etwas heller, was den europäischen Einschlag widerspiegelt, doch genauso findet man in der Liste der Vorfahren Asiaten, Inder und Afrikaner. Auffallend ist, dass es ein sehr hübsches Volk ist. Sie besitzen zum einen ein bisschen der französischen Figur und der britischen Manieren, jedoch aber auch einen Hauch der asiatischen Exotik und der afrikanischen Wildheit. Das sehr junge Volk mit großen Familien (auch viele unehelichen Kinder sind darunter - ca. 40 % -, die meist von den Großeltern versorgt werden) ist vor allem am Sonntag sehr hübsch gekleidet, dass es jeder Hochzeitsgesellschaft Konkurrenz machen könnte. Das ganze formt sich dann zu einem jungen, schön anzusehenden Bild, das einen großen Teil zum Charme der Seychellen beiträgt. Indische Zuwanderer hatten in erster Linie kulturellen Einfluss, denn sie vermischten sich kaum mit den übrigen Gruppen. Besonders der Einzelhandel wird heute zu einem großen Teil von Geschäftsleuten indischer Abstammung getragen. Insgesamt sind Kultur und Mentalität am deutlichsten von französischen und afrikanischen Einflüssen geprägt, während Bildungswesen und staatliche Organisation eher britischen Stil erkennen lassen. Die Seychellois sind ein freundliches, aber stolzes und manchmal etwas reserviertes Volk. Wer freundlich und respektvoll behandelt werden will, sollte sich (eigentlich eine Selbstverständlichkeit) ebenso verhalten. Touristen werden insgesamt gern gesehen, haben aber keine "Narrenfreiheit". Vor allem die älteren Seychellois, die ruhigere Zeiten erlebt haben und nicht genug Geld besitzen, um die durch den Tourismus verursachten Preissteigerungen auszugleichen, sind natürlich weniger begeistert. Junge Leute hingegen empfinden das althergebrachte Inselleben als trostlos und langweilig. Sie freuen sich über jede Abwechslung und den modernisierenden Einfluss der Besucher. (Der entsprechende Gruß ist übrigens eine Faust mit nach oben gestrecktem Daumen.) Touristen, die zumeist aus Frankreich, England oder Deutschland kommen, müssen ihre Erwartungen an jede Art beruflicher Motivation bei den Einheimischen deutlich korrigieren. Der Gedanke, irgendetwas müsse dringend oder gar sofort erledigt werden, ist einem Seychellois nämlich vollkommen fremd. Wenn man seine eigene Haltung entsprechend anpasst, kann diese Lebensweise sehr entspannend sein.
Sitten / Gebräuche: Die Seychellois lieben die Musik, den Rhythmus und den Tanz. Schon seit den Anfängen der Sklaverei war dies der Andruck von Lebensfreude aber auch die Sehnsucht nach dem Vergessen. Bei der Musik war schon immer der Einfluss der afrikanischen Mentalität dominierend, was in der Moutia und der Séga - den beherrschenden Musikformen - deutlich wird. Die Moutia gilt als die Wurzel der musikalischen Entwicklung. Ein Ritus und ein Gebet wird von den Sklaven in Gesang umgesetzt. Der Tanz, der am liebsten am Feuer und bei Vollmond im Wechselgesang von Frauen und Männern getanzt wird, ist Ausdruck von Leiden und Sorgen, aber auch Träumen und Hoffnungen. Die Séga ist der Moutia sehr ähnlich, weicht jedoch von der mauritianischen Form in der Benutzung der Schlaginstrumente ab. Als rhythmische Begleitung dient die Trommel, die aus dem ausgehöhlten Stamm einer Kokospalme geschnitzt wird. Im Alltagsleben der Seychellen hört man viele populäre Lieder, die auf die Rhythmen der traditionellen Musik aufgebaut sind. So sieht man junge und alte Seychellois, die gleichermaßen das Tanzbein schwingen. Neben der afrikanischen Musik hat sich auch noch mit dem Contredanse eine französische Tanztradition überliefert, deren Musik von einer Band mit Geige, Akkordeon, Banjo und Trommel gespielt wird. Der Contredanse gehört vor allem bei Familienfesten und Hochzeiten zum beliebten Repertoire
Anmerkungen
Ein wichtiger Vorteil der Seychellen gegenüber anderen Reisezielen liegt in der konsequenten Umweltschutzpolitik der Regierung(en). Bereits in den 60er Jahren, als nur etwa 500 Touristen pro Jahr ins Land kamen, wurden rigorose Bestimmungen erlassen. So verfügt beispielsweise auch heute noch jede Insel über ein intaktes Saumriff. Zustände, von denen man in der Karibik nur noch träumen kann. Nirgendwo (außer wenigen Bausünden der 70er) durften Gebäude höher als die umgebenden Bäume gebaut werden, so dass trotz ihrer recht dichten Besiedelung auch die Hauptinsel Mahé nicht verbaut wirkt. Auf den übrigen Inseln sind schon asphaltierte Straßen selten, von großen Gebäuden ganz zu schweigen. Überhaupt präsentiert sich das Landschaftsbild fast überall ausgesprochen harmonisch und ist vielerorts von geradezu spektakulärer Schönheit.